Was ist Aphasie?

Allgemeine Aufklärung

Das Aphasie-Zentrum Vechta ist eine Fachklinik zur stationären Intensiv-Therapie nach neurologischen Erkrankungen und Schädigungen. Wir sind auf alle Störungsbilder, die nach neurologischen Erkrankungen wie z.B. Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma auftreten können, spezialisiert. Das Aphasie-Zentrum stellt sich neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Intensiv-Therapie und sieht in seinem Konzept unter Berücksichtigung einer alltagsrelevanten Therapie eine sehr intensive und evidenzbasierte Therapie in der neurologischen Rehabilitation vor. Dies ist u.a. für eine wirksame Behandlung der Aphasie unter neuesten wissenschaftlichen Studien unverzichtbar.


Aphasie = (wörtl.) ohne Sprache

Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die nach einer Hirnschädigung auftreten kann (z. B. nach einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Tumor oder Hirnhautentzündung) und verschiedene Bereiche der Sprache (Sprachverständnis, Sprachproduktion, Lesen, Schreiben) betrifft.



​ Was ist da bloß geschehen?

Vielleicht steckt Ihnen der Schrecken noch in den Gliedern. Jemand, der Ihnen nahesteht, hat eine Hirnschädigung erlitten. Das Schlimmste ist zunächst abgewendet, der Zustand des Menschen hat sich stabilisiert. Aber die Ärzte sagen: Ihr Angehöriger hat eine Aphasie.  

Auf Ihre Fragen bekommen Sie kaum eine Antwort, sondern nur die Bitte geduldig zu sein. Durch die Hirnschädigung wurden die für die Sprache relevanten Regionen beschädigt. Diese befinden sich bei den meisten Menschen in der linken Hirnhälfte und sind in der Hauptsache dafür verantwortlich, dass wir so ungeheuer schnell und präzise die Wörter in genau der Reihenfolge äußern können, wie wir möchten. Genauso können wir auch verstehen, was ein anderer Mensch sagt, wir können lesen und schreiben. Wird dieser Teil des Hirns beschädigt, kann es zu einer Sprachstörung kommen: die Aphasie.

Die Folgen einer Hirnschädigung können jedoch auch andere Störungen wie kognitive oder motorische Einschränkungen hervorrufen, für die Sie in unserer Einrichtung ebenfalls die passenden Therapieformen finden.





Was nun?

Die drängendsten Fragen am Anfang werden sein: Bleibt das so? Geht es ganz weg? Wie viel mag übrigbleiben? Diese Fragen zu beantworten ist für Ärzte und Therapeuten schwierig. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie schwerwiegend die Folgen sein werden. Grundsätzlich zeigt die Erfahrung

  • in den ersten Tagen bilden sich viele Symptome gut zurück
  • wie weit das normale Sprachvermögen wieder hergestellt werden kann, hängt auch von der Größe der Verletzung ab
  • besonders positiv ist ein frühes Einsetzen der Therapie.

Für alles andere gilt: jeder Mensch ist anders. Sprache ist ein komplexes System. Wird dieses System beschädigt, kommt es zu unterschiedlichen Beeinträchtigungen. Jede Aphasie ist anders, jeder Betroffene hat ganz individuelle Probleme.

Wichtig ist auf jeden Fall: eine Aphasie ist keine Denkstörung! Aphasiker sind nicht geistig behindert oder psychisch gestört!





​ Wie funktioniert Sprache?

Bei einer Aphasie können die verschiedenen Funktionen der Sprache beeinträchtigt sein. Je nach Ausmaß und Ort der Hirnschädigung kann das Sprachverstehen, die Sprachproduktion, das Lesen und das Schreiben betroffen sein. Auch der Umgang mit Zahlen kann gestört sein.

Sprachverständnis

Der Betroffene hört das Wort "Baum", aber versteht vielleicht etwas Ähnliches ("Wald", "Raum") oder kann es gar nicht zuordnen.
Der Betroffene:

  • reagiert daher auf Aufforderungen gar nicht oder unangemessen
  • versteht bei längeren und komplizierten Sätzen oder Fragen nicht, worum es geht oder versteht nur den groben Inhalt.

Sprachproduktion

Der Betroffene weiß genau, was er sagen oder benennen will, aber er findet das richtige Wort nicht oder verwendet etwas Ähnliches (z.B. "Ast" statt "Baum"," das ist das ist ", "Daum" statt "Baum").
Der Betroffene:

  • äußert gar nichts oder nur immer wiederkehrende Silben oder Wörter
  • verwechselt ja und nein





​ Umgang mit Aphasie

Wie sprechen "wir", wenn einer nicht sprechen kann? Aphasie trifft immer sowohl den "Betroffenen" als auch den (Gesprächs-)Partner. Somit müssen sich beide in der Kommunikation anpassen.

Generell ist es hilfreich:
  • ruhige Gesprächsatmosphäre
  • keine Hektik, Zeit nehmen
  • nicht zwei Dinge gleichzeitig tun (z.B. laufen und sprechen)

Für den Betroffenen gilt:
  • rückversichern, werde ich verstanden?
  • Alternativen verwenden: Gestik, Mimik, Zeichnen oder Schreiben
  • Zeigen (Gegenstände, Fotos etc.)
  • Kommunikationsbuch benutzen (z.B. Ohne Wörter Buch)

Für den Gesprächspartner gilt:
  • rückversichern, werde ich verstanden?
  • signalisieren, was man verstanden hat und was nicht!
  • kurze Äußerungen, sinnvolle Pausen, aber normale Lautstärke (ein Aphasiker ist nicht schwerhörig)
  • zusätzlich Gestik, Mimik, Schrift einsetzen ("bildhaft" machen)





Begleitsymptome

Da die Regionen im Gehirn, die für die Sprachverarbeitung zuständig sind, dicht neben Regionen liegen, die für andere Bereiche unseres Handelns zuständig sind, gibt es Begleitsymptome, die häufig in Zusammenhang mit einer Aphasie auftreten.

Begleitsymptome sind:
  • Lähmungen, meist der rechten Körperhälfte
  • Schluckstörungen
  • Sprechstörungen (z.B. durch Lähmungen der Artikulationsorgarne)
  • Eingeschränkte Körperwahrnehmung auf der betroffenen Seite
  • Störungen der Planung von Bewegungen und Handlungsabläufen
  • Starke Gefühlsschwankungen
  • Antriebsstörungen
  • Krampfanfälle





Wie geht es weiter?

Im Krankenhaus steht die Stabilisierung des Allgemeinzustandes und natürlich vor allem die Behandlung der ursächlich organischen Erkrankung im Vordergrund.

Lassen Sie sich von dem behandelnden Ärzteteam erklären, wie die Erkrankung zu verstehen ist und in welchen Bereichen die Hirnschädigung eingetreten ist. Dabei sollte eine neurologische Diagnostik erfolgen und grundsätzlich neben der medizinischen und pflegerischen Betreuung frühestmöglich auch die therapeutische Heilbehandlung einsetzen. Fragen Sie daher auch nach der Behandlung durch Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten.

Zur Betreuung stehen in dieser Zeit in vielen Krankenhäusern die Mitarbeiter des Sozialdienstes zur Verfügung.

Ist die akute Gesundheitsstörung und die damit einhergehende Beeinträchtigung mit der Krankenhausbehandlung (noch) nicht behoben, leitet das behandelnde Ärzteteam die Weiterbehandlung im Sinne einer medizinischen Rehabilitation ein (Anschlussheilbehandlung / AHB). Diese erfolgt je nach Schwere der Erkrankung und Störungsart. Fachleute teilen diese Zeit in Behandlungsphasen (A bis G) ein. Beraten Sie sich mit dem Ärzteteam, welche Einrichtung am besten geeignet ist, informieren Sie sich und drängen Sie auch hier neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung auf eine optimale therapeutische Behandlung.





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